Die 14. Kleine Buchmesse im Neckartal Anfang März 2020 war für viele Literaturschaffende und Literaturinteressierte bis heute eine der letzten Gelegenheiten für einen intensiven und persönlichen Austausch. Seither sind sämtliche relevanten Buchmessen und auch die überwiegende Zahl sonstiger Präsenzveranstaltungen ausgefallen. Seither herrscht beklemmende Stille, dort, wo sonst ein reger Austausch und engagierte Diskussionen stattfinden, Neuerscheinungen präsentiert und Impulse für den Buchmarkt gesetzt werden.
Die Pandemie verstärkt bestehende Entwicklungen, die sich ungünstig auf die Vielfalt des Buchmarktes auswirken. Die Wahrnehmbarkeit kleiner Verlage wird geringer, die Konzentration im Buchhandel, vor allem im Online-Handel, nimmt weiter zu. Beides wirkt negativ auf die Vielfalt des Buchmarktes. Positive Nachrichten? Immerhin, und das ist nicht wenig, konnten viele kleine, inhabergeführte Buchhandlungen mit leidenschaftlichem Einsatz und Kreativität in der Krise ihr Geschäft robust verteidigen. Kundentreue, über Jahre durch kompetente Beratungsleistung und persönliches Engagement rund um die Literatur aufgebaut, zahlt sich eben aus, wenn es darauf ankommt. Für die meisten Autorinnen und Autoren und insbesondere kleinere und Nischen-Verlage gab es hingegen kaum nennenswerte Lichtblicke in den letzten Monaten. Ihre Wahrnehmbarkeit ist auf Veranstaltungen, einen direkten Austausch und Messeauftritte angewiesen. Weder großen Verlagen mit massivem, auch finanziellem Einsatz, noch kleinen Kreativen mit all ihrem Improvisationstalent ist es bisher befriedigend gelungen, mit digitalen Formaten neue Leserschichten zu erreichen oder auch nur eine adäquate Aufmerksamkeit für ihre Neuerscheinungen zu erzeugen. Live-Erlebnisse sind eben in diesem Bereich einfach nicht ersetzbar.
Es hätte keine Krise gebraucht, um den Reiz und Wert der Kleinen Buchmesse im Neckartal, die in ihrer Bedeutung für die Literaturszene weit größer ist als ihr Name suggeriert, zu unterstreichen. Trotzdem hat die Krise einmal mehr gezeigt, wie wichtig und unverzichtbar der direkte Austausch als Voraussetzung eines breiten Literaturangebotes, das zunächst einmal wahrgenommen werden will, im Buchmarkt ist.
„Gelesen werden wird immer“, hört man zuweilen. Das ist zu hoffen und mag schon sein. Es wäre nur auch zu wünschen, dass die Auswahl dessen, was Jahr für Jahr insbesondere von Autoren und Verlagen angeboten wird, nicht weiter zunehmend von immer weniger Marktstrategen, vornehmlich im Internethandel, entschieden wird, sondern im bewährten Zusammenspiel der Kulturschaffenden in einem in jeder Hinsicht vielfältigen Literaturbetrieb entsteht. Die Bewahrung einer diversen, von Vielen gestalteten Kulturlandschaft ist kein Selbstläufer und in ihrer Bedeutung, gerade in dieser Zeit, nicht zu unterschätzen.
Wir, die Ausstellerinnen und Austeller, die Autorinnen und Autoren und all diejenigen, die sich für einen breiten Literaturbetrieb einsetzen, und die Sie hier auf der Webseite, vor allem aber vor Ort in Neckarsteinach Jahr für Jahr antreffen, freuen uns über Ihr Interesse und Ihre Freude an unserem Tun. Lassen Sie uns weiter gemeinsam im Beziehungsgeflecht zwischen Autoren, Verlagen, Buchhandel und Leserschaft um ein vielfältiges Angebot besonderer Literatur ringen.
Wir wünschen Ihnen mit dieser Internetpräsenz viel Vergnügen und Vorfreude auf die auf den Sommer verschobene 15. Kleine Buchmesse in Neckarsteinach.
Wir sehen uns im Juni an der Neckarpromenade!
Ulrich Wellhöfer
Wellhöfer Verlag